Automatisierung von Terrarienanlagen
Welche Gründe gibt es, mehr als nur einfache Zeitschaltuhren in der Terraristik einzusetzen?
Es gibt einige Gründe, die für den größeren Aufwand sprechen. Ich will hier mal einige aufzählen und auch Möglichkeiten der Realisierung aufzeigen.
Mit einer Schaltuhr kann ich Licht nur nach Zeit ein– und ausschalten. Mit etwas mehr Aufwand hingegen ist es kein Problem auch noch die Jahreszeit, die Raumtemperatur und so weiter ins Spiel zu bringen. Wie ist es mit einer Temperaturregelung der Terrarien oder des Terrarienzimmers? Mit Schaltuhren und Thermostaten kann man versuchen so etwas zu gestalten. Das klappt im Winter einigermaßen, aber was ist im Sommer, wenn die Temperaturen eher zu hoch als zu niedrig liegen? Nach welchen Gesichtspunkten schaltet man die Wärmestrahler ein? Nur nach Zeit? Was ist, wenn die Terrarientemperatur eh schon zu hoch ist? Wie ist es mit einer Beregnungsanlage? Klar, es gibt Zeitschaltuhren, die auch Schaltintervalle von wenigen Sekunden realisieren können. Aber elegant ist das alles nicht gerade. Wie kann man so etwas sinnvoller gestalten?
Das Zauberwort heißt SPS. Zu Deutsch: Speicherprogrammierbare Steuerung. Was ist das?
Im Prinzip ist das ein kleiner Rechner, an den man diverse Fühler und Antriebe anschließen kann. Auf dem Rechner läuft ein Programm, das genau die angesprochenen Mängel von Schaltuhr und Co behebt. Mal ein Beispiel: Wir stellen uns ein Terrarienzimmer mit 20 Terrarien, einem Wasseranschluss mit Magnetventil, Heizkörper mit elektrischem Antrieb, einem Fenster mit elektrischem Antrieb, Deckenlampe, Terrarienbeleuchtung, Wärmestrahler, Klimaanlage, einer Osmoseanlage und einem Deckenventilator vor. Folgende Sensoren sind vorhanden: ein Leckagemelder auf dem Fußboden, ein Regensensor auf dem Fensterbrett, ein Außentemperaturfühler, ein Raumtemperaturfühler in 1,70m Höhe und einer knapp über dem Fußboden.
Folgendermaßen könnte das Programm auf der SPS gestaltet sein:
Licht:
Die Beleuchtungsdauer verändert sich je nach Jahreszeit, im Winter beträgt die Beleuchtungsdauer 10 Stunden, im Sommer 12 Stunden. Jeden Tag wird also die Beleuchtungszeit um etwa eine halbe Minute verändert. Wenn jedoch die Raumtemperatur einen kritischen Wert überschreitet, wird das Licht abgeschaltet, wenn die Temperatur im Raum um 2°C unter den kritischen Wert gesunken ist, wird sie wieder zugeschaltet. Die Deckenbeleuchtung im Raum wird immer eine Viertelstunde vor der Hauptbeleuchtung eingeschaltet und eine Viertelstunde nach dieser abgeschaltet. Dadurch hat man eine Dämmerungsphase, die vor allem im Winter sinnvoll ist.
Strahler:
Diese schalten sich je nach Jahreszeit für 2-4 Stunden täglich ein. Es sei denn, die Außentemperatur beträgt um 11 Uhr schon 24 °C oder mehr. In diesem Fall bleiben die Strahler aus. Dies führt dazu, dass sich der Raum im Sommer nicht so stark aufheizt und somit die Beleuchtung länger an bleibt.
Heizkörper:
Bei einer Raumtemperatur von minimal 20 °C öffnet der Antrieb und stellt somit eine Minimaltemperatur im Zimmer sicher.
Fenster:
Wird die Raumtemperatur überschritten, wird das Fenster stufenlos geöffnet. Das Fenster geht also nur so weit auf, dass die Raumtemperatur den vorgesehenen Sollwert im Raum, zum Beispiel 26,5 °C, hält. Beträgt die Außentemperatur im Sommer um 11 Uhr schon 24 °C, dann wird der Raumsollwert für die kommende Nacht von 26,5 °C auf 22 °C gesenkt. Es wird also versucht, das Zimmer in der Nacht etwas auszukühlen. Sollte es jedoch regnen und der Regensensor im Fenster wird aktiv, schließt sich das Fenster, egal wie hoch die Raumtemperatur ist.
Deckenventilator:
Wenn die Temperaturdifferenz zwischen oberem und unterem Raumtemperaturfühler 3 °C überschreitet, schaltet sich der Deckenlüfter ein. Beträgt die Differenz nur noch 1 °C, wird er abgeschaltet.
Leckagemelder:
Sollte es ein Leck in der Wasserleitung oder der Osmoseanlage geben und der Melder aktiviert, wird sofort das Magnetventil in der Trinkwasserleitung geschlossen. Dieses bleibt, bis zum manuellen Zurücksetzen, geschlossen.
Klimaanlage:
Ist man im Besitz einer solchen Anlage, dann kann man auf das Abschalten der Beleuchtung verzichten. Eine Temperaturreglung könnte dann folgendermaßen aussehen:
Ist der Grenzwert für die Raumtemperatur erreicht, schließt sich das Fenster und die Klimaanlage wird eingeschaltet. Sie hält die Raumtemperatur knapp unter Grenzwert und verhindert so eine Abschaltung der Terrarienbeleuchtung. Zusätzlich kann man die Anlage so programmieren, dass sie erst ab einer Außentemperatur von mehr als 20 °C eine Freigabe bekommt. Zusätzlich verriegelt man Fenster und Klimaanlage gegeneinander, es kann also nie beides angefordert sein.
Osmoseanlage:
Besitzt man eine Osmoseanlage, die mit einer Pumpe und einem Ausdehnungsgefäß versehen ist, kann man diese als Beregnungsanlage verwenden. Das Schalten dieser Anlage übernimmt wiederum die SPS. Zusätzlich könnte man in den Terrarien noch Feuchtesensoren im Boden platzieren und so die Beregnungsanlageanlage zusätzlich zu den vorgegebenen Zeiten auch noch bei zu trockenem Boden einschalten. Oder bei zu feuchtem Boden ein Einschalten verhindern.
Realisieren kann man so eine Regelung zum Beispiel mit einer C-Control von Conrad, der Logo von Siemens, der Easy von Möller, der S5 oder S7 von Siemens oder wie bei mir, mit einem DX-Regler von Johnson Controls.
Text und Fotos: Peter Baldamus, Pirna