Paroedura androyensis
(GRANDIDIER, 1867)
Verbreitung:
Die Gattung Paroedura kommt mit derzeit 13 auf Madagaskar endemischen Arten und einer Art (P. sanctijohannis) auf den Komoren vor. Immer noch werden neue, dieser Gattung zugehöriger, Arten entdeckt. Paroedura androyensis kommt im Süden und Osten Madagaskars vor.
Beschreibung:
Mit bis zu 7 cm Länge zählt Paroedura androyensis zu den kleinsten Vertretern der Gattung. Die Männchen bleiben oft etwas kleiner (meist unter 7 cm) und zeichnen sich durch deutlich erkennbare Verdickungen am Schwanzansatz (Hemipenistaschen) aus. Ansonsten sind die Tiere nicht geschlechterspezifisch zu unterscheiden. Für Laien ist dies meist nur im direkten Vergleich möglich, da auch die Weibchen einen leicht verdickten Schwanzansatz aufweisen. Die Grundfarbe der Tiere ist braun-grau, teils beige oder hellbraun mit helleren und dunkleren Zeichnungselementen. Oft sehen die Schlüpflinge farblich sehr unterschiedlich aus. Auch wenn einige adulte Tiere heller und manche dunkler bleiben, ähneln sich die Ausgewachsenen im Regelfall wieder. Die Bauchseite der Geckos ist hell und zeichnungslos. Die Grundfarbe der Kehle ist weiß, sie ist mit dunkelbraunen bis schwarzen Streifen durchsetzt. Die Dorsalzeichnung besteht aus einem beige-grauen Rautenmuster, welches sich vom Nacken bis zur Schwanzwurzel zieht. Die Seiten sind dunkelbraun. Der auffällig dicke und stark gewirtelte Schwanz ist heller als der restliche Körper und setzt sich so optisch deutlich ab.
Lebensräume:
Paroedura androyensis lebt in Primär- und Sekundärwäldern, dort meist in der Laubstreu an Stämmen und in deren Wurzelregion. Die Art ist in laubwerfenden Wäldern mit einer ausgeprägten Trocken- und Regenzeit zu Hause. Temperaturschwankungen sind kaum vorhanden und es kann am Boden sehr warm werden.
Haltung und Zucht:
Die madagassischen Großkopfgeckos erfreuen sich unter Terrarianern großer Beliebtheit. Die klassische "Gecko-Gestalt" mit großen Augen
und typischen Füßen sind dafür sicher mit verantwortlich. Neben dem viel gezüchteten und gehaltenem Paroedura picta finden sich inzwischen auch Paroedura bastardi, P. masobe, P. sumpffi und P. vazimba in deutschen Terrarien. Paroedura androyensis trifft man eher selten an, noch seltener bekommt man Nachzuchten dieser hübschen Tiere.
Für ein Männchen und zwei bis drei Weibchen reicht eine Grundfläche von 60x40 cm aus. Das Terrarium sollte mit vielen Verstecken und genügend Struktur versehen sein. Raue Korkröhren und Kletteräste sowie mit Schwarzkork oder Rinde verkleidete Seiten und Rückwände werden glatten Flächen vorgezogen. Die Bepflanzung ist jedem selbst überlassen. Man sollte allerdings darauf achten, dass immer eine Stelle im Terrarium ausreichend trocken bleibt, damit die Geckos ihre Eier im Bodengrund vergraben können. Zu feuchte Stellen werden nicht genutzt und eine Legenot wäre die Folge.
Aller drei bis vier Wochen legen die Weibchen zwei Eier. Die Gelege werden im trockenen Erdreich in einer Tiefe von 2-7 cm vergraben. Selten werden die Eier auch einfach unter Laub oder Rinde abgelegt (sind dann aber meist unbefruchtet). Die Eier sollten zur Inkubation aus dem Terrarium entnommen werden. Dabei muss sehr vorsichtig vorgegangen werden, da die Eier sehr dünnschalig sind. Bei einer Inkubationstemperatur zwischen 25-30 °C schlüpfen die Jungtiere nach 65-90 Tagen. Die Weibchen sollten sehr abwechslungsreich gefüttert werden und immer die Möglichkeit haben, Calcium aufzunehmen. Bei den Tieren sehr beliebtes Futter sind Asseln, Ofenfische, kleine Grillen und Wiesenplankton.
Die Jungtiere sollten einzeln oder bei sehr guter Kleinstfutterversorgung auch in kleinen Gruppen aufgezogen werden. Bei abwechslungsreicher Fütterung bereitet die Aufzucht keine größeren Probleme.
Paroedura androyensis ist ein ausgesprochen aktiver und gut zu beobachtender Gecko, der durch sein interessantes Verhalten das Terrarium auch in den Abendstunden und in der Nacht belebt. Viele "Gemütsregungen" sind den Tieren am Schwanz abzulesen. Gehen die Geckos des Nachts auf Jagd und sind kurz davor eine Beute zu fassen windet sicher der über dem Hinterleib emporgehobene Schwanz voll Aufregung hin und her. Paroedura androyensis läuft stets hochbeinig und meist recht langsam. In Gefahrensituationen oder beim Jagen können sie allerdings sehr behände und flink sein. Fängt man ein Tier, kommt es zuweilen dazu, dass es erstaunlich lautstark seinen Unmut darüber kund tut. Mit weit aufgerissenem Maul geben sie dann ein krächzendes Quicken von sich. Bei innerartlichen Konflikten (die extrem selten zu sein scheinen) konnten diese Lautäußerungen bisher nicht beobachtet werden.
Entgegen vieler Beschreibungen in denen Paroedura androyensis als bodenlebend charakterisiert wird, sind die Tiere eher auf Ästen und an den Wänden unterwegs. Röhren und Höhlenverstecke, die auf dem Boden liegen werden in der Regel nicht angenommen. Stattdessen schlafen die Tiere eher in aufrecht stehenden Knöterichröhren oder in Spalten und anderen Versteckmöglichkeiten an der Rückwand. Besonders die adulten Geckos bevorzugen raue Oberflächen wie Kork oder Rinde zum Laufen. Schlüpflinge und Jungtiere nutzen ihre Haftlammelen auch gern um sich an Glas und glatten Oberflächen zu bewegen.
Die Weibchen sind entgegen vieler Meinungen in Internetforen langlebig und neigen bei guter Haltung nicht zu Mangelerscheinungen. Diese Beobachtungen sind wahrscheinlich maßgeblich auf geschwächte Wildfänge zurückzuführen.
Eine Vergesellschaftung mit kleinbleibenden Taggeckos, wie z.B. Lygodactylus williamsi oder Gonatodes ocellatus ist in größeren Terrarien und bei etwas Haltungserfahrung kein Problem.
Text: Sacha Hanig, Dresden
Fotos: Sacha Hanig, Dresden / Dennis Hluschi, Leipzig / Jürgen Pejak, Ulm