Ebenavia inunguis
(BOETTGER, 1878)
Verbreitung:
Osten und Norden von Madagaskar, Mauritius, Komoren (SCHÖNECKER, 2008)
Beschreibung:
Ebenavia inunguis erreicht im weiblichen Geschlecht eine Gesamtlänge von maximal 8 cm, wovon die Hälfte auf den Schwanz entfällt. Die Männchen bleiben etwa 0,5 cm kleiner. Der Kopf ist auffallend spitz und der Körper von feinen Granulae mit eingestreuten Tuberkeln bedeckt. Die Zehen sind mit Haftlamellen versehen und die Pupillen schlitzförmig, was sie als nacht- und dämmerungsaktiv kennzeichnet. In der Färbung unterscheiden sich die Geschlechter nicht. Dorsal ist Ebenavia inunguis braun gefärbt mit einem hellen dorsolateralen Streifen, der von der Schnauzenspitze bis zwischen die Beinpaare verläuft. Je nach Herkunft der Tiere ist dieser Streifen stärker oder schwächer ausgeprägt. Bei Tieren von Nosy Mangabe verläuft er deutlich bis zur Schwanzwurzel. Der Schwanz ist mit Stachelschuppen besetzt und im Original meist schwarz weiß gebändert. Regenerierte Schwänze sind hingegen orange und verdickt. Ventral zeigt Ebenavia inunguis eine hellbraune Färbung.
Neben den Zeichnungsunterschieden, ist auch die Gesamtlänge bei den einzelnen Populationen abweichend. Inwiefern es sich um verschiedene Unterarten oder gar Arten handelt, wurde noch nicht untersucht.
Lebensräume:
Ebenavia inunguis scheint sehr anpassungsfähig zu sein und bewohnt daher sowohl primären Regenwald, als auch sekundäre Wälder. Teilweise kommt diese Art in großen Stückzahlen als Kulturfolger in Hütten und Gärten vor (WOLF, 2008). Es handelt sich um einen vorwiegend baumbewohnenden Gecko, der den Tag unter Rinde von Bäumen, in Totholz, Pandanus und Ravenala (GLAW & VENCES, 2008) verbringt und in der Dämmerung zur Nahrungssuche herauskommt.
Haltung und Zucht:
Die Haltung von Ebenavia inunguis gestaltet sich aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit als problemlos. Für ein Pärchen dieser kleinen Geckoart reicht ein Terrarium mit den Maßen von 30x 30x 30 cm (LxBxH) aus. Eine Gruppenhaltung mit einem Männchen und mehreren Weibchen soll möglich sein (Schönecker, 2008). Bei mir funktioniert die gemeinsame Haltung zweier Männchen, allerdings ohne Weibchen. Als Bodengrund eignet sich ein Erde- Sandgemisch im Verhältnis 2:1. Dieses wird durch tägliches Sprühen der Terrarieneinrichtung leicht feucht gehalten, wodurch sich die Luftfeuchtigkeit bei ca. 70 % liegt. Allerdings soll auch eine trockenere Haltung bei zweimaligem Sprühen pro Woche möglich sein. Die Rück- und Seitenwände können zur Erhöhung der Aufenthaltsfläche verkleidet werden, z. B. mit Naturkorkplatten. Als Versteckplätze werden Rindenstücke eingebracht, die aufrecht und möglichst platt gegen die Wände gestellt, aber auch auf den Bodengrund gelegt werden können. Auf eine natürliche Bepflanzung sollte nicht verzichtet werden. Hierfür eignen sich vor allem madagassische Pflanzen, wie Medinilla sedifolia, Kalanchoe uniflora, Selaginella fissidantoides und madagassische Orchideen der Gattungen Aerangis, Bulbophyllum und Angreacum. Eine kleine Wasserschale und ein Schälchen mit geriebener Sepiaschale - letzteres zur Kalkversorgung der Weibchen - sollten nicht fehlen. Beleuchtet und beheizt wird durch eine aufliegende Leuchtstoffröhre, die im Sommer 12 Stunden und im Winter 10 Stunden angeschaltet ist. Diese erhöht die Temperatur tagsüber auf 26- 28 °C. Nachts sinkt diese auf Raumtemperatur ab, im Sommer 22 °C und im Winter 18 °C. Sollten diese Werte nicht erreicht werden, kann eine Heizmatte von außen an der Rückwand angebracht oder ein Heizkabel unter die vordere Lüftung platziert werden. Die Nahrung besteht aus Insekten und anderen Gliederfüßern in geeigneter Größe.
Zwar ist die Haltung von Ebenavia inunguis sehr leicht, jedoch gelingt die Zucht nur vereinzelt. Meistens handelt es sich um trächtig importierte Weibchen, die in Gefangenschaft ihr Doppelgelege (teilweise auch Einzeleier) absetzen. Nur selten kommt es zu weiteren Eiablagen im Terrarium. Die Schlüpflinge sind winzig und man benötigt daher Kleinstfutter, wie Springschwänze und Mikrogrillen.
Ebenavia inunguis ist ein faszinierender Terrarienbewohner der auch tagsüber in seiner typischen, langsam schleichenden Fortbewegungsweise zu beobachten ist. Die Haltung dieser interessanten Tiere ist zwar einfach, allerdings sind nahezu ausschließlich Wildfänge im Handel erhältlich, welche zumeist in einem sehr schlechten Zustand sind (siehe Foto) und mit hochwertigem Kleinfutter wieder aufgepäppelt werden müssen.
Literatur:
- Glaw, F & M. Vences (2008): A Field Guide to the Amphibians and Reptiles of Madagascar.
- Schönecker, P. (2008): Geckos of Madagascar.
- Wolf, S. (2008): Die Herpetofauna eines Küstenwaldes bei Cap Est, Nordost-Madagaskar. Terraria 12 (07/08 2008).
Text und Fotos: Dennis Hluschi, Leipzig