Lygodactylus kimhowelli
(PASTEUR, 1995)
Verbreitung:
Endemisch in Tansania: Von Tanga bis zur kenianischen Grenze
Beschreibung:
Lygodactylus kimhowelli gehört mit einer Gesamtlänge von 9 cm zu den größten Vertretern der Gattung Lygodactylus. Beide Geschlechter werden annähernd gleich groß. Wie alle Vertreter der Gattung besitzt Lygodactylus kimhowelli Haftlamellen sowohl an den Zehen, als auch an der Unterseite der Schwanzspitze. Die runden Pupillen weisen ihn als tagaktiv aus. Bei dieser Art sind die Geschlechter gleich gefärbt. Der Kopf ist gelb, geziert von zwei schwarzen Linien, die sich zuerst fleckenartig, dann zu Linien vereinigt dorsal bis zur Schwanzwurzel fortsetzen. Zwei weitere Linien verlaufen von der Schnauze beidseitig über die Augen bis zu den Hinterbeinen. Die gelbe Kopfzeichnung wird ab den Vorderbeinen von einer blau-grauen Grundfärbung abgelöst. Ventral ist Lygodactylus kimhowelli hellgelb gefärbt. Die Männchen unterscheiden sich durch eine schwarze Kehle von den Weibchen. Ausserdem besitzen sie 10- 11 Präanalporen vor dem Kloakalspalt, zwischen den Hinterbeinen. Auch eine verdickte Schwanzwurzel ist zu erkennen. Die Färbung der Jungtiere ist nahezu identisch der Färbung adulter Lygodactylus kimhowelli. Lediglich der Bauch ist in den ersten Lebensmonaten rot gefärbt.
Lebensräume:
Über die Lebensweise von Lygodactylus kimhowelli ist kaum etwas bekannt. Es handelt sich um arboricol lebende (baumbewohnende), heliotherme (sonnenliebende) Geckos. Sie bewohnen einen Küstenwald, sollen jedoch ebenfalls in nahe gelegenen Siedlungen vorkommen. Es ist davon auszugehen, dass sie im natürlichen Habitat, ähnlich Lygodactylus mombasicus, am Stamm dickerer Bäume leben.
Haltung und Zucht:
Bei Lygodactylus kimhowelli handelt es sich um einen vergleichsweise großen Zwerggecko. Daher sollte das Terrarium eine Mindesthöhe von 40 cm aufweisen. In der Grundfläche reichen 30 x 40 cm, bei einem paarweisen Besatz, aus. Aufgrund des territorialen Verhaltens von Lygodactylus kimhowelli ist es nicht möglich mehrere Männchen zu vergesellschaften. Bei einigen Züchtern klappt die gemeinsame Haltung von mehreren Weibchen in einem größeren Terrarium, allerdings scheint dies von dem Temperament der jeweiligen Individuen abzuhängen. Die Seitenwände sollten mit Naturkorkplatten oder Rindenstücken verkleidet werden, um den Geckos einen Sichtschutz und auch Lauffläche zu bieten. Der Bodengrund ist untergeordneter Natur: Er kann aus Sand oder einem Sand-Erde-Gemisch bestehen. Als Bepflanzung eignet sich Bogenhanf (Sanseveria spec.) sehr gut. Die Blätter werden von Lygodactylus kimhowelli gerne als zusätzliche Lauffläche genutzt und die Blatttrichter dienen der Eiablage. Weiterhin können kleinere Rankpflanzen, wie die in Südafrika beheimatete Ceropegia linearis im Terrarium integriert werden. Eine Wasserschale und ein Schälchen mit geriebenem Sepiaschulp sollten den Geckos jederzeit zur Verfügung stehen. Die Einrichtung wird durch einige Stängel des Japan-Knöterichs (Reynoutria japonica), in die Löcher geschnitzt werden und die kreuz und quer im Terrarium verlaufen, komplettiert. Lygodactylus kimhowelli ist ein wahrer Sonnenanbeter, weshalb die Beleuchtung nicht zu kurz kommen sollte. Zwei T5 Röhren mit Tageslichtspektrum und ein zusätzlicher Halogenspot haben sich gut bewährt. Die Leuchtstoffröhren brennen täglich 12 Stunden und dienen als alleinige Wärmequelle im Terrarium. Sollte das Terrarium an einem kühleren Ort stehen, ist eine zusätzliche Heizmatte zu installieren, um die Temperatur auf nötige 24- 28 °C zu bringen. Der Halogenspot sorgt in der Mittagszeit 4 Stunden für eine lokale Wärmeinsel von etwa 40 °C. Im Winter wird die Beleuchtungszeit auf 10 Stunden reduziert und die Spotstrahler werden für 2 Monate nur kurz zugeschaltet. Die dadurch entstehenden, kühleren Temperaturen sorgen für eine Legepause bei den Weibchen von Lygodactylus kimhowelli, welche sich nun vom Legestress regenerieren können. Um im Terrarium eine relative Luftfeuchtigkeit von 60- 70 % zu erzielen, wird dieses täglich gesprüht. Gefüttert werden zweimal wöchentlich verschiedenste Arthropoden in geeigneter Größe. Hierzu eignen sich Grillen, Wachsmotten, Ofenfischchen, Asseln, Getreideschimmelkäferlarven, Schaben, aber auch Fruchtbrei (Pfirsich/ Maracuja, Banane..) wird gerne genommen. Das Futter wird mit einem Vitamin-Mineralstoffpulver (Korvimin ZVT+ Reptiles, Sepiaschuppulver) bestäubt.
Die Paarungsaktivität setzt bei Lygodactylus kimhowelli meist im Frühjahr ein. Etwa drei Wochen nach erfolgter Paarung legt das Weibchen ein Doppelgelege manchmal auch Einzelei an einen geeigneten Ort ab. Meist sind die Eier in den Japan-Knöterich-Stängeln oder den Sanseverien zu finden. Die Eier werden nicht angeklebt, wodurch sie gut zur besseren Kontrolle in einen Inkubator überführt werden können. Sie werden bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 % auf trockenem Vermiculite oder Schaumstoff gezeitig. Bei 28 °C schlüpfen die Jungtiere nach etwa 60- 70 Tagen. Wird bei Werten um 25 °C inkubiert schlüpfen die Jungtiere erst nach 85- 103 Tagen (HOFMANN, mündl. Mittl.). Diese gelten, gerade in den ersten zwei Monaten, als sehr anfällig. Aufgezogen werden sie einzeln oder zusammen in umgebauten 1.3l Haushaltsdosen, später in 2.6l Dosen oder Kleinstterrarien. Beleuchtet wird durch eine aufliegende Leuchtstoffröhre, die ebenfalls für die nötige Wärme sorgt. Die Einrichtung besteht aus Kokoshumus als Bodengrund, einem Stück Kork als Versteck und einer kleinen Pflanze, um das Mikroklima zu verbessern. Es scheint von Vorteil zu sein "gebrauchte" Dosen, in denen bereits andere Jungtiere großgezogen wurden, zu verwenden. Durch die Konfrontation mit Keimen wird das Immunsystem der Jungtiere von Lygodactylus kimhowelli gestärkt und sie sind besser in der Lage eine stabile Darmflora aufzubauen. Der Bodengrund des Aufzuchtbehälters wird mit Springschwänzen und weissen Asseln angeimpft, damit ständig Futter zur Verfügung steht. Weiterhin wird alle zwei Tage mit kleinen Ofenfischchen, Grillen, Wachsmottenraupen und Brei gefüttert. Das Futter sollte nach Möglichkeit mit einem Vitamin-Mineralstoff-Pulver (z.B. Korvimin ZVT+ Reptiles und Sepiaschulppulver) bestäubt werden. Die Geckos sind mit 10- 12 Monaten geschlechtsreif.
Lygodactylus kimhowelli ist ein sehr interessanter, hübscher und robuster Pflegling, der als Wildfang leider viel zu günstig im Handel angeboten wird und daher eine viel zu geringe Beachtung geschenkt bekommt. Die Tiere sind, wie wohl die meisten Vertreter der Gattung Lygodactylus, ständig im Terrarium aktiv und sehr zeigefreudig - solange das Terrarium geschlossen bleibt. Adulte Lygodactylus kimhowelli sind auch von Einsteigern sehr gut zu pflegen, lediglich die Aufzucht der Jungtiere wird diese vor Probleme stellen. Aus diesem Grund möchte ich nur erfahrenen oder sehr gut informierten Einsteigern mit einer gut laufenden "Mikrofutter"-Zucht zu Geckos der Gattung Lygodactylus raten.
Text und Fotos: Dennis Hluschi, Leipzig