Lygodactylus grotei
(STERNFELD, 1911)
Verbreitung:
Tansania
Beschreibung:
Lygodactylus grotei gehört mit einer Gesamtlänge von 6 cm, wovon etwas mehr als die Hälfte auf den Schwanz entfällt, zu den kleinsten Vertretern der Gattung Lygodactylus. Weibchen werden etwa 3 mm größer als die Männchen. Wie alle Arten der Gattung Lygodactylus haben sie Haftlamellen an den Zehen und der Unterseite der Schwanzspitze. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht in ihrer Färbung. Auf dem Rücken zieht sich ein breites, braun marmoriertes Band von der Schnauzenspitze bis zum Schwanzansatz, welches mittig von einer beigefarbenen Linie geteilt wird. Die Flanken der Tiere ziert ein helles, fast weißes und ein zum Dorsum hin dunkelbraunes Band, die von der Schnauzenspitze auf Höhe der Augen bis zum Schwanzansatz verlaufen. Das dunkle Band ist zwischen den Beinen mit mehreren hellen Punkten besetzt. Der Schwanz ist orange bis rot gefärbt. Die Bauchseite von Lygodactylus grotei ist verwaschen beige. Weder bei Männchen noch bei Weibchen ist eine Kehlzeichnung vorhanden. Die Männchen können gut anhand ihrer verdickten Schwanzwurzel ausgemacht werden. Weiterhin besitzen sie zwischen den Hinterbeinen eine Reihe Präanalporen. Die Färbung der Jungtiere von Lygodactylus grotei unterscheidet sich von der Zeichnung adulter Tiere. Ihr Körper ist braun, gesprenkelt mit weißen Punkten. Der Schwanz ist leuchtend rot gefärbt.
Lebensräume:
Über die Lebensweise von Lygodactylus grotei im natürlichen Habitat ist nicht viel bekannt. Es handelt sich um arboricol lebende (baumbewohnende) Geckos. Aufgrund ihrer Streifenzeichnung lässt sich vermuten, dass sie dünnere Äste von Bäumen bewohnen, an denen sie perfekt getarnt sind.
Haltung und Zucht:
Bedingt durch die geringe Größe von Lygodactylus grotei muss das Terrarium nicht sehr groß ausfallen. Die Maße 20x 20x 30 (L x B x H) genügen für die Haltung eines Pärchens. Die Männchen reagieren innerartlich agressiv aufeinander, so dass nur ein Männchen pro Terrarium gepflegt werden kann. In größeren Behältern können aber durchaus mehrere Weibchen miteinander vergesellschaftet werden. Die Seitenwände und die Rückwand können mit Naturkorkplatten beklebt werden. Der Bodengrund besteht aus einem Sand-Erde-Gemisch. Als Einrichtung dienen dünne Korkröhren, Zweige und Bambusstäbe. Eine kleine Rankpflanze, am besten im Topf belassen, vervollständigt die Einrichtung. Als solche hat sich Pilea spec. gut bewährt, da in ihr Stängelgeflecht gerne die Eier abgelegt werden. Ein kleines Wasserschälchen und eine Schale mit Kalk (geriebener Sepiaschulp) sollten im Terrarium nicht fehlen. Die Beleuchtung erfolgt durch eine aufliegende Vollspektrumleuchtstoffröhre mit UV-Anteil, die zusätzlich für die nötige Temperatur von 26- 28 °C sorgt. Mehr Beleuchtung würde zur Überhitzung des kleinen Terrariums führen! Sehr wichtig ist eine regelmäßige Fütterung von Lygodactylus grotei. Bedingt durch ihre geringe Körpergröße und -masse, verfügen sie über nahezu keinerlei Reserven. Dies führt dazu, dass sie mindestens alle zwei Tage gefüttert werden sollten. Als Futter eignen sich kleine Grillen, Asseln, Ofenfischchen, Wachsmotten und deren Larven. Das Futter wird jedesmal mit einem Vitamin- Mineralstoffpulver (z. B. Korvimin ZVT+ Reptil und gemörserter Sepiaschulp) bestäubt. Weiterhin muss das Terrarium von Lygodactylus grotei täglich gesprüht werden, um den Wasserbedarf der Zwerggeckos zu decken und die relative Luftfeuchtigkeit auf 60- 70 % zu halten.
Die Weibchen legen in den Sommermonaten alle 3 Wochen ein Doppelgelege. Dieses wird zwischen Pflanzengeflecht, in Korkröhren oder aber teilweise am Boden abgesetzt. Die nur 5 x 4 mm großen Eier sollten zur besseren Kontrolle vorsichtig aus dem Terrarium entnommen werden. Dies ist am einfachsten mit Hilfe einer Federstahlpinzette möglich, ohne die Eier zu zerstören. Inkubiert wird bei erhöhter Luftfeuchtigkeit, auf trockenem Vermiculite. Bei 28 °C schlüpfen die Jungtiere nach etwa 55-60 Tagen. Die jungen Lygodactylus grotei messen beim Schlupf 2,3 cm. Gleichaltrige Tiere können zusammen in umgebauten 1,3l Haushaltsdosen aufgezogen werden. Diese sind mit Bodengrund, einem Korkstück und einer Pflanze versehen. Auch bei dieser Art scheint es von Vorteil zu sein, "gebrauchte" Aufzuchtdosen in denen bereits andere Geckos aufgezogen worden sind zu benutzen. Die Geckos sind dadurch besser in der Lage eine gesunde Darmflora aufzubauen. Der Bodengrund wird mit Springschwänzen angeimpft, damit den Winzlingen ständig Futter zur Verfügung steht. Zusätzlich werden mindenstens alle zwei Tage Mikrogrillen, kleine Ofenfischchen und Wiesenplankon gefüttert. Tägliches Sprühen ist für die Wasseraufnahme sowie eine erhöhte Luftfeuchtigkeit von 70% wichtig. Beleuchtet wird durch eine aufliegende Leuchtstoffröhre, die auch für die nötige Wärme sorgt.
Lygodactylus grotei hat sich als sehr neugieriger und zutraulicher Pflegling erwiesen. Die hübschen Haftschwanzgeckos sind den ganzen Tag aktiv und ständig zu beobachten. Selbst Jungtiere besitzen dieses neugierige Verhalten und fressen bereits im Alter von 2 Wochen von der Pinzette. Die Tiere benötigen jedoch sehr viel Aufmerksamkeit. Sie müssen regelmäßig gefüttert und gesprüht werden, andernfalls kommt es sehr schnell zu Ausfällen. Die Tatsache, dass momentan nahezu ausschließlich Wildfänge im Angebot sind, erschwert die erfolgreiche Pflege zusätzlich. Wildfänge dieser Art werden zumeist von zahlreichen Blutmilben und Endoparasiten geplagt. Eine Behandlung der kleinen Geckos ist nicht ohne weiteres möglich, da diese durch eine mögliche überhöhte Dosierung und erhöhten Stress häufig zum Tod des behandelten Tieres führt. Bei richtiger Pflege sind die Tiere auch sehr gut mitsamt ihrer "Besatzung" zu pflegen und zu züchten. Allerdings sollten sie unbedingt vom restlichen Tierbestand ferngehalten werden! Aufgrund obiger Schilderungen kann ich Lygodactylus grotei ausschließlich sehr engagierten, erfahrenen Terrarianern empfehlen, die bereit sind viel Zeit und Liebe in die Pflege dieser höchst interessanten Geckoart zu stecken.
Lygodactylus grotei wird im Handel fälschlicherweise als Lygodactylus capensis pakenhami gehandelt, wodurch der falsche Name auch lägere Zeit unter Züchtern verwendet wurde. Da die importierten Tiere jedoch vom Festland und nicht von der Insel Pemba stammen, handelt es sich um die Art Lygodactylus grotei.
Text und Fotos: Dennis Hluschi, Leipzig