Gonatodes humeralis
(GUICHENOT, 1855)
Verbreitung:
Gonatodes humeralis ist im nördlichen Südamerika weit beheimatet. Die Verbreitung erstreckt sich von Trinidad bis ins Amazonasgebiet in Brasilien. Im Westen kommt Gonatodes humeralis bis nach Peru vor.
Beschreibung:
Bei der Art Gonatodes humeralis handelt es sich um einen kleineren Vertreter der Gattung Gonatodes. Die Tiere erreichen eine Gesamtlänge von 8 cm, wobei knapp über die Hälfte auf den Schwanz entfällt. Verglichen mit den anderen Arten der Gattung sind bei Gonatodes humeralis die Haftlamellen relativ gut ausgeprägt, so dass sie in der Lage sind, an Glas empor zu klettern. Der Schwanz kann bei Ergreifen abgeworfen und in kürzester Zeit regeneriert werden. Die Pupillen sind rund, was die Art als tag- und dämmerungsaktiv kennzeichnet. Die Männchen von Gonatodes humeralis zeigen in Prachtfärbung die schönsten Farben. Der Kopf ist rot gefärbt und von der Schnauze ziehen sich beidseitig blaue Bänder über die Augen und laufen am Hinterkopf zusammen. Auch die Lippen sind blau eingerahmt. Im Nacken besitzen die Tiere ein charakteristisches goldenes Halsband. Vor diesem zeigen Männchen beidseitig eine schwarze Ocelle, welche andeutungsweise von einem goldenen Band umschlossen ist. Der Körper ist in der Grundfärbung rotbraun und mit vielen goldenen Sprenkeln und größeren roten Flecken versetzt. Der Schwanz ist rotbraun gefärbt und beigefarben gebändert. Zur Schwanzspitze hin kommen schwarze Bänder zu diesen hinzu. Unterseits weisen Männchen in der Präanalregion eine Ansammlung glänzender Schuppen, das sogenannte Escucheon, auf. Die Art zeigt einen deutlichen Geschlechtsdichromatismus. Die Grundfärbung der Weibchen ist beige, kombiniert mit braunen Zeichnungselementen. Auch sie besitzen ein charakteristisches goldenes Halsband. Auf dem Rücken zieht sich vom Kopf bis zur Schwanzwurzel ein helles breites Band. Der Schwanz ist, wie bei den Männchen dieser Art, rotbraun gefärbt. Jungtiere von Gonatodes humeralis weisen eine ähnliche Zeichnung wie die Weibchen auf. Lediglich das Rückenband ist nur schwach ausgeprägt.
Lebensräume:
Gonatodes humeralis ist ein stammbewohnender Gecko, der zumeist in Höhen bis 2 Meter an Bäumen gefunden werden kann. Sie sitzen tagsüber mit dem Kopf nach unten und warten auf Beute. Nachts steigen die Tiere bis in die Baumkronen um auf dünnen Zweigen zu schlafen (MURPHY, 1997). Vielfach werden im Inneren des Waldes dicke Brettwurzelbäume besiedelt, aber auch auf Kakaoplantagen in Trinidad wurden große Populationen entdeckt (MURPHY, 1997). BAKOWSKIE fand diese Art an einem alleinstehenden, sonnenexponierten Baum in Französisch Guyana, unter dessen Rinde auch die Eier zu finden waren.
Haltung und Zucht:
Die Haltung von Gonatodes humeralis kann paarweise oder einzeln erfolgen. Eine Gruppenhaltung von einem Männchen mit mehreren Weibchen scheitert an Aggressionen zwischen den Weibchen. Ein kleineres Terrarium mit einer Grundfläche von 30x30cm reicht für ein Pärchen dieser Gonatodes-Art aus. Um der kletternden Lebensweise gerecht zu werden, sollte man den Tieren eine Terrarienhöhe von 40cm bieten. Die Wände sollten zur Erhöhung der Aktionsfläche verkleidet werden. Sehr natürlich ist hier die Verkleidung mit Rindenstücken, was dem natürlichen Habitat entspricht. Aber ebenso gerne wird eine Felsrückwand als Klettermöglichkeit angenommen. Der Boden besteht aus einer Mischung aus Kokoshumus und Sand im Verhältnis 3:1. Durch tägliches Sprühen wird der Bodengrund leicht feucht gehalten und somit eine relative Luftfeuchtigkeit von 70 % erzielt. In den Bodengrund werden kleine Pflanzen, etwa Peperomia spp., Cryptanthus spp. oder kleine Ranken (Ficus pumila var. quercifolia, Episcia dianthiflora, Marcgravia spp.) gepflanzt, um dem Terrarium ein natürliches Aussehen zu geben und den Tieren Versteckmöglichkeiten zu bieten. Weiterhin sollten flache Rindenstücke, hohle Äste und Wurzeln, die alle möglichst bis zur Decke reichen, in das Terrarium eingebracht werden. Jederzeit befinden sich im Terrarium eine Schale mit Kalk (z.B. zerbröselter Eierschale) und eine Schale mit Wasser. Letztere wird zwar meist nicht genutzt, sondern Wasser nach dem Sprühen von der Einrichtung geleckt, jedoch wird hierdurch die Wasserversorgung an heißen Sommertagen und an Tagen, an denen das Sprühen vergessen wurde, gesichert. Gefüttert werden adulte Exemplare zweimal pro Woche mit Arthropoden in geeigneter Größe. Als Abwechslung neben Grillen bieten sich auch Ofenfischchen, Blattläuse, Asseln, Bohnenkäfer und Drosophila an. Die Futtertiere werden abwechselnd mit Korvimin ZVT+Reptil und Kalkpulver bestäubt. Als Grundbeleuchtung dient eine aufliegende Leuchtstoffröhre in der Lichtfarbe 860. Diese wird mit einem Wärmespot, etwa einem 10-20 Watt Halogenstrahler, welcher für 2-3 Stunden in der Mittagszeit zugeschaltet ist, kombiniert. In einem Wohnraum reicht diese Beleuchtung meist aus, um die Temperatur im Terrarium auf 26-28 °C zu erhöhen. Nachts sollte die Temperatur auf 22-24 °C fallen. Reicht die Beleuchtung nicht aus, um diese Temperaturen zu erzielen, so sollte eine kleine Heizmatte von außen an eine Wand des Terrariums angebracht werden. Beleuchtet wird im Sommer täglich 12 Stunden. Im Winter sollte die Beleuchtungsdauer auf 8-10 Stunden reduziert werden sowie die Nachtabsenkung erhöht (etwa 18 °C) und die Tageshöchsttemperaturen erniedrigt (24 °C) werden. In dieser Zeit hören die Weibchen auf zu legen und können sich regenerieren. Mit zunehmender Beleuchtungsdauer und Erhöhung der Terrariumtemperaturen setzen im Frühjahr die Paarungen ein, bald darauf beginnen die Eiablagen.
Bei guter Fütterung kann ein Weibchen von Gonatodes humeralis in Abständen von 16-21 Tagen jeweils ein Einzelei ablegen. Als Ablageort dient hier ein Stängelsegment des japanischen Riesenknöterichs, welches mit Ein- und Ausschlupfloch versehen ist und schräg ins Terrarium gestellt wird. Manchmal wird das Ei auch hinter Rinde oder in Bodennähe zwischen der Vegetation abgelegt. Ein Vergraben der Eier konnte bei dieser Art noch nicht festgestellt werden. Pro Legesaison werden 8 – 10 Eier abgesetzt. SEUFER (1985) nennt Werte von 12 – 14 Eiern pro Legeperiode. Überführt man die Eier in einen Inkubator und zeitigt sie bei 70 %iger Luftfeuchtigkeit und 26 °C, so schlüpfen nach etwa 3 Monaten die Jungtiere mit einer Gesamtlänge von 2,8 - 3,2 cm. Die Aufzucht erfolgt in umgebauten Haushaltsdosen, die ähnlich wie die Terrarien der Elterntiere eingerichtet sind. Beheizt und beleuchtet wird durch eine aufliegende Vollspektrumleuchtstoffröhre (NARVA BioVital). Ein hoher UV-Anteil im Licht führt bei Gonatodes-Jungtieren zu Verbrennungen, weshalb auf solche Röhren verzichtet werden sollte! Die Aufzucht kann gemeinsam mit Zwerggeckos anderer Gattungen erfolgen, jedoch nicht mit anderen Gonatodes-Arten, da hier Aggressionen auftreten können. Gefüttert werden die kleinen Gonatodes humeralis zwei- bis dreimal pro Woche abwechslungsreich mit Futter in geeigneter Größe. Es bieten sich Mikrogrillen, Springschwänze, Asseln, Drosophila, Ofenfischchen und Blattläuse als Futter an. Bei guter Fütterung sind die Jungtiere bereits nach drei Monaten gut herangewachsen und die jungen Männchen beginnen sich umzufärben. Ab einem Alter von einem Jahr können die jungen Pärchen ohne Bedenken zusammengesetzt werden.
Gonatodes humeralis ist ein vergleichsweise zeigefreudiger Vertreter seiner Gattung. Auch die Weibchen weisen, verglichen mit Weibchen anderer Gonatodes-Arten, eine schöne Zeichnung auf. Die Tiere können sehr zutraulich und sogar an Pinzettenfütterung gewöhnt werden. Bei abwechslungsreicher Fütterung und richtigen Bedingungen sind die Haltung und auch die Zucht dieser Art einfach.
Text und Fotos: Dennis Hluschi, Leipzig